Der Hohnsteiner Kasper – vom Wandervogel zum Fernsehstar

Erfolgreiche Ausstellungseröffnung auf Schloss Reinbek bei Hamburg. Peter-Michael Krohn wird Hohnsteiner Puppenspieler

Schloss Reinbek bei Hamburg ist vielen durch die NDR-Sendung „Lieb und Teuer“ bekannt. Aktuell ist es der Ausstellungsort einer bisher einzigartigen Sammlung. Die Sammler Jens Welsch, Jürgen Maaßen, Ingo Woitke und Peter Michael Krohn gewähren Einblick in ihre Figurenschätze. Vor allem die „Hohnsteiner“ mit ihren kunstvoll geschnitzten Holzköpfen haben es ihnen angetan. Gezeigt wird die wechselvolle Geschichte dieses bürgerlich freundlichen Kaspers, der Anfang des 20. Jahrhunderts von Max Jacob entwickelt, den unflätigen Jahrmarktskasper ablöste, die NS-Zeit zwiespältig erlebte und nach dem Krieg die Grundlagen für das künstlerische Puppenspiel der Gegenwart legte.

Zum Fernsehstar wurde der Kasper durch den Hamburger Puppenspieler Friedrich Arndt mit „Kasper und René“ – Sternstunden des frühen Kinderfernsehens. Der Fernsehkasper und Hund „Wuschel“ sind ebenso in der Ausstellung zu sehen wie weitere Figuren aus der Theater- und Fernseharbeit von Friedrich Arndt. Auch werden Meisterstücke des Figurenbaus von F.H. Bross und der Augsburger Puppenkiste gezeigt.

Für den Sammler Jens Welsch ist die Ausstellung eine einzigartige Dokumentation, denn noch nie in der fast 100-jährigen Geschichte der Hohnsteiner habe es eine so umfassende Präsentation gegeben. Sie beginnt mit Max Jacob bei den Hartensteinern und der Gründung der Hohnsteiner Puppenspiele. Sie zeigt Exponate aus den Kino-Vorfilmen den Platten-Aufnahmen und aus den Fernseh-Sendungen, zeigt Figuren der Bühnen von Harald Schwarz, Erich Kürschner und Friedrich Arndt. Und sie präsentiert auch die Schnitzer Theo Eggink, Gerhard Berger, Till de Kock und Vaclav Havlik, die im Laufe der Zeit diese wunderbaren Figuren für die Bühnen geschaffen haben.

Kreispräsident Hans-Werner Harmuth begrüßte die Gäste, insbesondere auch Heike Jens, die Tochter von Friedrich Arndt. Er freute sich über die große Besucher-Resonanz. Denn die Ausstellung sei eingebettet in das Stormarner Figuren Theater Festival. Elke Güldenstein, Leiterin des Kulturzentrums Reinbek befragte den Hohnsteiner Puppenspieler Wolfgang Buresch, was das Besondere des hohnsteiner Spiels gewesen sei. Buresch erwiederte, dass das der Kasper sehr viel besser erläutern könne. Der Kasper, gespielt von Peter-Michael Krohn (Tom Kyle Puppentheater Kiel) berichtet, dass ihm der „Prügelkasper“ aberzogen worden sei. Im Gegenzug habe er von seinem Schnitzer mehr Verstand im Kopf mitbekommen, um die Herausforderungen seines Lebens besser bestehen zu können. Im Übrigen habe er – ganz durch Zufall – den Bühnenraum hinter sich entdeckt. Hier habe es danach viel Platz für ausschweifende Tänze und Auftritte mit bis zu acht Figuren gleichzeitig gegeben. Mit hoher Sprachbegabung und exzellenter Figurenführung überzeugte Krohn mit einem Tänzchen von Kasper und Großmutter, begleitet von „Seppelmusik“. Hier zeigte der Hamburger Figurengestalter und Ausstatter Jürgen Maaßen in offener Spielweise, dass man den Seppel mit der Ziehharmonika und gleichzeitigem Spiel der Mundharmonika zur Höchstform bringen kann.

Und dann kam der besondere Moment: Der Hohnsteiner Briefträger übergab Wolfgang Buresch einen großen Brief, den er sodann öffnete und verlas. Darin wurden die spielerischen Leistungen des jungen Puppenspielers Peter-Michael Krohn gewürdigt: „Heike Jens und Prof. Gangolf Arndt als leibliche Erben von Friedrich Arndt und Wolfgang Buresch als ideeller Erbe der Bühne Friedrich Arndt ernennen hiermit Peter-Michael Krohn zum ´Hohnsteiner Puppenspieler´. Als legitimer Hohnsteiner Puppenspieler darf er eine seiner Bühnen ´Die Hohnsteiner´ nennen.“

Ulrike Römmer, Enkelin des Hohnsteiner Puppenspielers Friedrich Arndt verriet, dass immer, wenn sie Peter Krohn spielen höre, sie das Gefühl habe, dass ihr Großvater hinter der Bühne stehe. Die Zuschauer können sich davon selbst überzeugen: Am Sonntag, den 17.03.2019 um 15 Uhr wird Peter-Michael Krohn sein Hohnsteiner „Räuberstück“ aufführen. Die Ausstellung ist noch bis zum 22.04.2019 zu sehen.

 

Verantwortlich für den Inhalt:
Jens Welsch
Sammler und Kurator der Ausstellung auf Schloss Reinbek
Hehenberg 16
27711 Osterholz-Scharmbeck
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